Rene Welter, Experience Designer
Rene Welter, Experience Designer

Design Spring Learnings: Problem vor Lösung

Das Problem kommt vor der Lösung! Nobrainer!

Und dennoch ist es so, dass viele Menschen schnell und gerne in Lösungen denken. Das passiert instinktiv und erscheint mir recht natürlich. Erzählt mir ein Kunde, dass er den Eventbereich seiner Website optimieren möchte, habe ich schnell ein Bild vor Augen. Man müsste Filter setzen können, die Events durch Kacheln mit den wichtigsten Infos darstellen, eine Freitextsuche darf nicht fehlen... Ich könnte schnell ein paar Wireframes skizzieren und vielleicht sogar den Kunden mit den Ideen begeistern. Stop! ✋

Der Kern des Problems

Im vorliegenden Fall habe ich Dinge in die Aufgabenstellung hineininterpretiert. Ob ich dabei in die richtige Richtung gelaufen bin, weiß ich nicht? Es lohnt sich immer im Vorfeld ein paar mal "W-Fragen" zu stellen, um an den Kern des Problems vorzudringen.
❓Warum sollen Events in der Website optimiert werden?
Wozu dienen die Eventseiten?
Was wäre ein großer Erfolg?
Geht es wirklich - wie in meiner intuitiven Annahme - um eine leichtere Suche in einer großen Ansammlung von Events? Oder liegt das Problem vielleicht  in einer zu geringen Anmeldequote und meine Lösung verpufft? Ich habe mir angewöhnt in meinen Projekten immer wieder die Frage nach diesem Kern des Problems zu stellen und oft ernte ich einen mitleidigen Blick, der suggeriert: "Das ist ja wohl klar!". Nach ein paar Fragen stellt sich dann jedoch heraus, dass das was im Kopf des Gegenüber klar ist zum einen eben nur in seinem Kopf klar ist und manchmal doch noch die ein oder andere Unklarheiten inne hat.

Die grüne Wiese

Ein Team, das gemeinsam an einem Problem arbeiten soll, muss die gleiche Vorstellung des Problems haben. Sonst verheddert sich der Lösungsprozess und man redet aneinander vorbei. Ich mag keine Briefings, die mit einen Satz beginnen wie: "Wir haben eine große, grüne Wiese vor uns. Wir können in alle Richtungen laufen." Dies mag inspirierend gemeint sein, sorgt jedoch für Orientierungslosigkeit im Team.
Startet man auf dieser Basis einen Design Sprint, zieht sich diese Orientierungslosigkeit durch den gesamten Sprint und sorgt bei allen Beteiligten immer wieder dafür, dass Grundsatzdiskussionen geführt werden wollen. Wenn am Ende dann beliebige Lösungsansätze entstanden sind, ist dies weder der Methode noch dem Team zuzuschreiben sondern dem fehlenden Problemfokus.

Das gemeinsame Verständnis

Insbesondere in einem Design Sprint geht es darum, dass ein Problem von einem interdisziplinäres Team verstanden wird und eine gemeinsames Verständnis erlangt. Dieser Prozess startet bereits vor dem Sprint durch den Facilitator sowie wesentliche Stakeholder (z.B. den Decider). Das Problem wird diskutiert und definiert, so dass im Sprint selber das Team mit dieser Definition arbeiten kann.
❗️Die besten Design Sprints, die ich gemacht habe waren die, in denen sehr früh ein gemeinsames Verständnis des Problems für das Team erarbeitet werden konnte.

Fazit

Ein klar definiertes Problem sollte sich in einem kurzen Satz wiedergeben lassen. Zu diesem Satz zu kommen ist oft harte Arbeit im Vorfeld eines Design Sprint. Es lohnt sich jedoch massiv diese Arbeit anzugehen. Das Ergebnis wird um ein vielfaches besser sein.